Märkische Allgemeine stellt Printausgabe in Havelsee und Umgebung ein
In Havelsee und den umliegenden Gemeinden erschien am Samstag, den 29. Juni 2024, die letzte gedruckte Ausgabe der Märkischen Allgemeinen Zeitung (MAZ). Bereits im Februar informierte die MAZ ihre Abonnenten, dass die Zustellung im weitläufigen Gebiet rund um Brandenburg an der Havel aufgrund der stark gestiegenen Kosten nicht mehr möglich sei. Betroffen sind neben der Stadt Havelsee auch weitere Gemeinden im Amt Beetzsee sowie Groß Kreutz, Kloster Lehnin, das Amt Ziesar und das Amt Wusterwitz. In der Stadt Brandenburg wird die Zeitung weiterhin ausgeliefert.
Die Entscheidung zur Einstellung der Printausgabe deutete sich bereits seit längerem an. Zuletzt verzeichnete die Regionalausgabe des Brandenburger Kurier laut IVW nur noch eine Verbreitung von 6749 gedruckten Exemplaren. Die Herausforderungen, denen die Zeitungsbranche gegenübersteht, spiegeln sich in den Zahlen wider: Die verkaufte Auflage aller 13 Lokalausgaben der MAZ im Land Brandenburg beträgt 63.697 Exemplare – ein Rückgang von 69,8 Prozent seit 1998.
Bereits am 30. September 2023 wurde die gedruckte Ausgabe des Prignitz Kurier, einer Lokalausgabe der MAZ mit etwa 2500 Abonnenten, eingestellt und seitdem nur noch digital angeboten. Im Dezember 2023 folgten die Lokalausgaben in Kyritz und Wittstock.
Laut einer Studie des Bundesverbands Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) aus dem Jahr 2020 wird prognostiziert, dass die Zeitungszustellung bis 2025 in 40 Prozent aller Gemeinden nicht mehr wirtschaftlich sein wird. Diese Problematik wurde durch die Erhöhung des Mindestlohns weiter verschärft. Viele Verlage setzten auf finanzielle Unterstützung durch den Bund, doch diese blieb bislang aus.
„Journalismus bleibt, auch wenn Print geht. Regional- und Lokaljournalismus muss auch in einer digitalen Welt ein tragfähiges Geschäftsmodell bleiben“, betont Madsack-Chef Thomas Düffert in einem Interview im Jahr 2023. Nach der Umstellung auf digitale Ausgaben in der Prignitz konnte die MAZ mehr als 3300 neue Digital-Abonnements gewinnen. Viele Zeitungen, darunter auch die MAZ, setzen verstärkt auf den Aufbau ihres Geschäfts mit Plus-Abos (MAZ+), die den Zugang zu kostenpflichtigen Artikeln auf ihren Websites ermöglichen. Das E-Paper dient dabei oft nur als Übergang in der umfassenden Digitalisierungsstrategie.
Dieser digitale Wandel knüpft an die wechselvolle Geschichte der MAZ an. Gegründet 1890 als Märkische Volksstimme von der SPD in Frankfurt/Oder, wurde die Zeitung 1933 vom NS-Regime verboten. 1946 erfolgte die Neugründung als Organ der SED in Potsdam. Nach der politischen Wende 1989 wurde sie unabhängig und 1990 in Märkische Allgemeine umbenannt. Im Jahr 2011 wurde die MAZ an die Madsack Mediengruppe verkauft, die seither verstärkt auf Digitalisierung setzt.