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Havelsee ist reich an Sagen und Mythen, die sich seit Jahrhunderten von Generation zu Generation weitererzählen. Eine der bekanntesten Geschichten ist die Sage von der verwunschenen Prinzessin vom Schwarzen Berge welche von einem bösen Zauberer gefangen gehalten wird und nur alle hundert Jahre am Johannistag erlöst werden könne. Ein weitere Geschichte handelt davon wie Pritzerbe zu seinem Wappen mit den gekreuzten Kirchenschlüsseln, Fischen und Angelhaken kam.

Dies sind wenige von vielen Geschichten aus Havelsee, die sich um Liebe, Rache und Magie drehen. Diese Legenden tragen dazu bei, die Geschichte und Kultur der Stadt am Leben zu erhalten und sind bis heute ein wichtiger Teil des kulturellen Erbes von Havelsee.

Die verwunschene Prinzessin vom Schwarzen Berge

Wer nur kann die Prinzessin vom Schwarzen Berge erlösen?

Auf dem schwarzen Berg, der höchsten Erhebung eines Höhenzuges, der sich östlich der Orte Fohrde und Hohenferchesar bis in nordöstlicher Richtung an die Ketzürer Heide hinzieht, scheint in der Zeit der Askanier ein Grenzwachturm gestanden zu haben, einige wenige Überreste auf der Spitze deuten darauf hin. Im Volksmund, wurde jedoch aus dem Turm ein prachtvolles Schloss und so erzählt man sich, dass auf dem Gipfel des schwarzen Berges einst ein reicher alter Edelmann lebte, welcher eine wunderschöne Tochter hatte. Ein mächtiger Zauberer begehrte die Jungfrau als seine Gemahlin, aber seine Bemühungen waren vergebens: Die stolze Frau wollte nicht auf ihn hören. Dann verfluchte der Zauberer die ganze Burg im Zorn und die Burg versank mitsamt ihren Bewohnern und Schätzen in den Tiefen des Berges. Daher das große Loch auf dem Gipfel des Berges. Alle hundert Jahre am Johannistag, so sagt man nun, erscheint die Prinzessin und möchte erlöst werden, aber nur ein junger, unschuldiger Mann, dessen Wiege aus den Bäumen des Berges bestand, kann sie erlösen. Ein junger Hirte, auf den dies zutraf, beschloss, die Prinzessin zu erlösen und damit den auf dem Berg versunkenen Schatz zu heben. Die Jungfrau erschien vor ihm und sagte ihm, er solle sie dreimal um den Gipfel des Berges tragen, warnte ihn aber gleichzeitig, nicht zu sprechen, nicht zu lachen, was auch immer mit ihm geschehen würde. Der Hirte versprach alles und machte sich mit der holden Maid auf den Weg. Abenteuerliche und furchterregende Kreaturen wie Riesen, Bären, Schlangen, Drachen und andere kreuzten seinen Weg, aber er ging zuversichtlich weiter. Er wusste, dass es alles nur Truggestalten waren. Er war mitten in der dritten Runde, als ein lahmendes Entenküken mit einem riesigen Heuwagen aus dem Wald humpelte. Es näherte sich ihm mit niedlichen Sprüngen und der Hirte, ganz seine Mission vergessen, lachte lauthals los. Die Prinzessin jedoch viel mit einem Wehruf von seinem Rücken und versank wieder in die Tiefen des Berges.

Das singende Pflugrad im Krummen Fenn bei Fohrde

Das singende Pflugrad im Krummen Fenn bei Fohrde

Einst, an einem Abend, fand sich ein erfahrener Schäfer am Rande des Krummen Fenns in der westhavelländischen Region, wo er seine Herde hütete. Plötzlich tauchte ein singendes Pflugrad aus dem sumpfigen Boden auf, das den Schäfer mit seinen leuchtenden Augen in den Bann zog und mit seiner lauten Stimme das Lied “Wie schön leuchtet der Morgenstern” erklingen ließ. Der Schäfer nahm andächtig seine Kappe ab und lauschte dem Gesang. Währenddessen kam eine prächtige Kutsche von der anderen Seite des Fenns an, gezogen von schimmeligen Pferden ohne Köpfe. Darin saß der alte Edelmann vom Schwarzen Berge, der dem Schäfer freundlich zunickte. Der Schäfer beobachtete staunend, wie die Kutsche am Ende des Moors in der Erde verschwand. Als er sich wieder dem Pflugrad zuwandte, das sein Lied beendet hatte, war es ebenso wie die Kutsche spurlos verschwunden.

Das alte Dorf Briest

Der schwarze Tod, der das Dorf Briest heimsuchte…

Dort, wo die Havel nahe dem Dorf Briest, etwa eine halbe Stunde Wegstrecke von Plaue entfernt, sich weitet und windet und erst gar nicht recht weiß, welchen Weg sie weiterhin einschlagen soll, liegt auf der Plauer Seite ein Landschaftsgebiet, das zu den reizvollsten unserer Heimat gehört. Im Frühjahr, wenn die Eichen im jungen Laub stehen und der Wiesengrund schon in sattem Grün daliegt, gewährt diese Landschaft einen Anblick, der jeden Naturfreund und jedes Künstlerauge entzücken muss. Gleichsam auf einer Insel, von einem Wiesenbetta auf der einen und einem toten Arm der Havel auf der anderen Seite umgrenzt, liegt hier das “Alte Dorf” und wird umrandet von einem schattigen Eichenweg.

Es wird erzählt, dass hier einst ein Dorf gestanden habe, das blühendes Leben geatmet habe, aber die Pest sei durchs Land gezogen und der Schwarze Tod sei auch in dieses Dorf gekommen und habe schreckliche Ernte gehalten. Der bittere Tod habe fast alle Menschen darin niedergemäht wie reifes Gras, das da unten auf grüner Halde stand und auf den ersten Schnitt wartete. Die Überlebenden hätten sich niemals wieder in diese Stätte des Todes gewagt, sondern seien über die Havel geflohen und hätten sich hier erst wieder niedergelassen. Das “Alte Dorf” sei zerfallen und wüst geworden, und der grüne Wald sei darüber gewachsen.

Eine andere Erzählung darüber, wie das “Alte Dorf” wüst wurde, besagt, nicht die Pest, sondern ein furchtbarer Krieg habe das Dorf zerstört.

Wie Pritzerbe sein Wappen erhielt

Stadtwappen von Pritzerbe
Das Pritzerber Stadtwappen

Vor mehr als tausend Jahren ward das Bistum Brandenburg gegründet, und demselben schenkte Otto I. zwei Städte. Eins der beiden war Pritzerbe. Der Bischof, um seine Gewalt zu bezeugen, ließ in dieser Ortschaft ein Schloss erbauen, und erfreute sich an der schönen Landschaft an der Havel. Die ansässigen Fischer waren aber gar nicht begeistert von dieser Zwingburg und murrten über die Verbreitung des Christentums mit Feuer und Schwert.

Doch um seine Gnade zu beweisen, schenkte der Bischof der Stadt ein Wappen, darin sich zwei Kirchenschlüssel kreuzten. Als im Havelland der Widerstand der Slawen gegen die deutschen Eroberer aufflammte, floh der Bischof von Brandenburg nach Pritzerbe. Doch als er von seinem Schloss aus auf die breite Havel schaute, überkam ihn die Angst um seine Sicherheit. Denn wie sollte er bei Gefahr über die Havel kommen, wo doch auf dieser überall die Boote der slawischen Fischer schwammen?

Da kam ihm eine Eingebung: Man solle unter der Havel hindurch einen unterirdischen Gang bauen lassen. Eiligst ließ er einige Mönche herbeikommen, die die Bauarbeiten leiten sollten. Die Arbeit selbst musste natürlich die einheimische Bevölkerung ausführen. Man begann zu graben, doch die Arbeit war schwer, und so schimpften die Bewohner auf dieses verrückte Vorhaben. Der unterirdische Gang, der im Schloss begann, rückte jedoch unaufhaltsam auf die Havel vor. Diese Tatsache gab den slawischen Fischern zu denken. Sie fürchteten, dass der Gang einbrechen und das Wasser der Havel versickern könnte, was ihre Fischgründe zerstören würde und somit auch ihren Lebensunterhalt gefährden würde.

Diese Hiobsbotschaft verbreitete sich von Mund zu Mund und sorgte für Unruhe. Eines Tages brach dann unerwartet ein Aufstand aus. Die Pritzerber stürmten das Schloss und zerstörten es. Die Mönche wurden überwältigt, und der Bischof floh in panischer Angst. Nach der Vertreibung der Zwingherren begann man sofort mit dem Zuschütten des Ganges, sodass er nie mehr auffindbar war.

Zum Zeichen der errungenen Macht erhielt das Stadtwappen von Pritzerbe anstelle der gekreuzten Kirchenschlüssel des einstigen Wappens zwei Fische und zwei Angelhaken hinzugefügt. Und so zeigt das Stadtwappen von Pritzerbe auch noch heute Kirchenschlüssel, Fische und Angelhaken.

Marzahne: Die alte wendische Siedlung benannt nach der Göttin des Todes

Marzana, die slawisch-wendische Todesgöttin

Marzahne ist eine urtümliche wendische Siedlung und dürfte bereits in jenen fernen Tagen gegründet worden sein, da der See von Pritzerbe noch die Füße der an das Dorf angrenzenden Hügel wusch. Diese mit dem reinlichsten weißen Flusssand bedeckten Anhöhen, die das sumpfige Gebiet zwischen der Havel, den Ortschaften Fohrde, Hohenferchesar und Marzahne sowie der nördlich gelegenen Heide begrenzen, lassen unschwer erkennen, wie gewaltig einst der Pritzerber See in der Vorgeschichte war.

Noch am Anfang des neunzehnten Jahrhunderts war dieses sumpfige Gelände für den allgemeinen Verkehr vollständig verschlossen. Die wichtigste Straße zwischen Brandenburg und Rathenow, die sich naturgemäß über Pritzerbe hätte erstrecken müssen, zog sich stattdessen auf einem Umweg über Marzahne und Mützlitz um dieses Sumpfgebiet herum. Aus diesem Grund wurde auch die Straße zwischen Brandenburg und Rathenow unter Benutzung dieser alten Verkehrsstraße angelegt. Erst in neuerer Zeit wurde das Sumpfgebiet durch den Bau der Straßen Marzahne-Pritzerbe und Pritzerbe-Döberitz befahrbar gemacht.

Der Name Marzahne soll von einer slawisch-wendischen Gottheit, nämlich der Todesgöttin Marzana, abgeleitet worden sein, deren Heiligtum einst in der Nähe der slawischen Ansiedlung, vermutlich auf dem Schwarzen Berg, gestanden haben soll. Diese Kultstätte wurde zerstört, als die Deutschen das Havelgau eroberten. An ihrer Stelle wurde eine christliche Kirche im Dorf errichtet. Diese wurde bereits im Jahr 1186 als Nebenstelle der Kirche in Hohenferchesar erwähnt und war damals bereits mit einem Hektar Land ausgestattet.

Das Dorf “Merscane” mit all seinen Zehnten gehörte zu jener Zeit dem Rudolf von Jericho. Nach dessen Ableben ging es in den Besitz des Erzbischofs Norbert von Magdeburg über, der es im Jahr 1194 zusammen mit der Kirche und anderen Anhängseln dem Domkapitel in Brandenburg als Eigentum übergab. Zwar war der Ritter Daniel von Mukede noch mit sechs Hufen im Dorf begütert, aber dieser übertrug seinen Besitz im Jahr 1215 ebenfalls dem Domkapitel. Nachdem Bischof Heidenreich letzterem im Jahr 1287 auch noch die Advokatie im Dorf übertragen hatte, befand sich das Kapitel im vollständigen Besitz des Dorfes mit allen Rechten und Pertinenzien und blieb weiterhin der Patron der Kirche und Schule.

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